Ausstellung: KK83 im Kuturzentrum Trudering am 7. Oktober 2011 "Blickwechsel"
(Die Texte sind als Redemanuscript zu sehen und daher nicht lektoriert)

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste und Mitglieder des KK83,

es ist mir eine große Freude  - Sie - heute zu unserer Vernissage im Namen des KK83 begrüßen zu dürfen. Wir betreten ja mit unserer Präsenz hier in Trudering sozusagen Neuland für uns, sind wir doch in Pasing beheimatet, und so ist es uns eine ganz besondere Freude sie alle hier in so großer Anzahl begrüßen zu dürfen. Der KK83 hat ja von seinem Gründer Josef Wahl die Intention vorgegeben bekommen:  “... erfahrene und junge Künstler, Professionelle und Autodidakten, Galeristen, Kunst–interessierte und Freunde an einen Tisch zu bringen“. Dieser folgen wir noch heute und deshalb sind wir hier an diesem Ort. Zum Austausch und natürlich um mit Ihnen einen schönen Abend zu verbringen.

Ein paar Gedanken oder Fragmente möchte ich noch an Sie weitergeben. Und natürlich wie kann es auch anders sein, geht es um Kunst und Wert.

Hierzu möchte ich auszugsweise ein paar Zitate voranstellen:

Das erste:
"... es wird statt eines Produktes ein added value, ein Mehrwert, verkauft, z.B. wenn mit einem Kunstkauf ein Lebensgefühl oder Status versprochen werden.." ... und weiter ... "... erst wenn diese Elemente für den Nachfrager wichtiger als das Produkt und sein Nutzen selbst sind und Faszination auf ihn ausüben, kann die Preissetzung frei und losgelöst erfolgen..."

Das zweite:
Unter der Überschrift: Kreieren Sie eine Marke (branding)
"Kennen Sie Pablo Diego José Francisco Juan Nepomuceno de los Remedios Cipriano de la Santisima Trinidad Ruiz ... Picasso - Natürlich! Unter dem Namen Picasso!". ... und hierzu ... "Systematisch kreierte dieser von seiner Signatur angefangen, die am Anfang seiner Karriere P. Ruiz war, über das networking, die Produktdifferenzierung ... die Marke Piocasso" ... hierzu wortwörtlich ... ” Picasso fand und besetzte Marktsegmente...für den Markteintritt kreiierte er ein neues Alleinstellungsmerkmal: in der blauen Periode schuf er fast monochrom gehaltene Werke..." .. bis hin zur Etablierung einer Kunstrichtung: ... hierzu wortwörtlich ... ” als er 1908 auf jegliche naturalistische Wiedergabe verzichtete schuf er nicht nur etwas Neues, sondern es gelang ihm dieses Novum als Kunstrichtung zu etablieren ...".

Weiter geht es dann über Preisstrategie, Vertriebsstrategie bis hin zu public relations mit dem Werk Guernica das 1937 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt wurde.

Beide Auszüge stammen aus einem Handbuch für Künstler zur Selbstvermarktung und ich war zunächst etwas verblüfft, dann aber ziemlich schnell verärgert. Geht es wirklich darum sich zu einer Marke hochzustilisieren? Verärgert hat mich unter anderem die Dreistigkeit mit der der Autor den Künstler Picasso in den Konsens einer bewussten Vermarktungsstrategie eingepasst hat und dies bei einem Künstler der sein ganzes Leben der Suche nach dem adäquaten Ausdruck für seine inneren Bilder und der Übersetzung nach Aussen gewidmet hat, oft fiebernd, gehetzt, verzweifelt und dann wieder erlöst im Augenblick des Schaffens. Kann man soweit gehen und eine rosa oder blaue Phase, oder den Beginn des Kubismus, den Expressionismus usw. als gekonnte Inszenierung zu interpretieren?

Ich meine nicht. Da vergisst man etwas ganz Wesentliches - nämlich den Wesensinhalt und dieser liegt in der Person im Innersten verborgen, das Feuer und Glühen das immer wieder antreibt sich bildnerisch auszudrücken um die innere wie die äussere Welt zu interpretieren sich mit ihr auseinenanderzusetzen. Und dies auf die einzig adäquate Art die möglich ist – nämlich die der individuellen und ganz persönlichen.
Der wirkliche Wertschöpfungsprozess - wenn ich diesen “vergewaltigten”  Ausdruck hier bemühen darf - besteht in der Mitteilung, in der Anregung zum Austausch und der Möglichkeit Weiterentwicklungen anzuregen. Das Wesentliche ist die Botschaft und dies ganz intim in der Kommunikation des Werkes und des Betrachters und nicht die Einpassfähigkeit in Strukturen der Vermarktung oder die der Gewinnmaximierung.
Wenn Sie beispielsweise an Van Gogh denken - was ist denn das Wesentliche? Der völlig abgehobene Erlös beim Verkauf eines seiner Werke oder das Feuer und die innere Glut die diesen Maler fieberhaft vorantrieb, die von jeder Fläche und jedem Strich auf den Betrachter überzuspringen vermag? Die Energie die spürbar wird?

Ich möchte Sie, verehrte Gäste dazu anregen - lösen sie sich von vorgefertigten Betrachtungschemata, lassen sie die Werke auf sich wirken und nicht nur hier und heute. Nutzen Sie die Freiheit die Ihnen angeboren ist - die der eigenen individuellen Entscheidung und Hingebung. Vielleicht gelingt es uns dann den Werken  - und hier meine ich nicht nur die der Kunst - das zurückzugeben was deren Wesen mit aus macht - die menschliche Komponente und letztendlich die Seele die zu uns spricht.

Wagen Sie heute mit uns einen Blickwechsel, lassen Sie sich inspirieren.

Wir freuen uns auf einen anregenden und schönen Abend mit Ihnen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


 

Ausstellung: KK83 in Schloss Blutenburg 2010


"Als wir unser 25-jähriges Jubiläum in diesen wunderbaren Räumen feiern konnten, erfreuten wir uns  eines so großen Interesses an unserer Ausstellung und den Autorenabenden, dass es für mich ein Herzenswunsch war, wieder hierher, mit einer ähnlich gearteteten Veranstaltung zurückzukehren. Heute sind wir hier  und ich schicke ein herzliches Dankeschön an Herrn Seitz und die Vertreter des Vereins der Freunde Schloß Blutenburg, dafür, dass Sie dies ermöglichten und wir nun alle zwei Jahre wieder kommen dürfen.

Ich werde Sie nicht lange mit großen historischen Rückblicken hinhalten, die können Sie ausgiebig auf unserer Internetpräsenz studieren, oder in unserem Katalog nachlesen, den wir zu unserem 25-jährigen Bestehen veröffentlicht haben und von dem hier noch ein paar Restbestände aufliegen. Einen ganz persönlichen Rückblick werde ich mir - falls Sie gestatten - dennoch erlauben. Als mir vor mittlerweile 2 Jahren die Leitung des KK83 übertragen wurde, war ich im Sinne einer solchen Aufgabe so grün hinter den Ohren wie man nur irgend sein kann - aber - ich hatte damals eines der wertvollsten Geschenke erhalten, die man so im Leben bekommen kann - Vertrauen. Und da dieses begleitet war von freundschaftlicher Athmosphäre, vielen guten und ermutigenden Ratschlägen und einem herzerwärmenden Zusammen-Sein konnte ich mich beruhigt auf diese Aufgabe einlassen - bis heute und ich hoffe noch viele Jahre. Vielen Dank euch allen vom KK83!

Ich habe vor Jahren begonnen  - so Zeilen - oder besser gesagt "Gedankensprünge" aufzuschreiben und gab diesem Manuscript damals den Namen: "Zeichensetzungen für einen noch nicht begonnenen Tag"

Daraus möchte ich Ihnen zwei Fragmente vortragen:

Sicher haben Sie das auch schon mal erlebt. Man begegnet einer alten Freundin oder einem altem Freund den man schon lange nicht mehr gesehen hat, tauscht sich aus - vielleicht bei einem Cafe und wenn man sich trennt fomuliert man eine dieser mittlerweile schon so normal gewordenen Floskeln: ...wir telefonieren ... oder wir sehen uns... oder noch besser man sieht sich ... bisweilen kommt es dann zu der enormen Verkürzung (Handzeichen) - beide Lächeln. Auf jeden Fall ist eigentlich jedem der beiden sich Verabschiedenden klar ... dass es entweder ewig dauern kann ... bis man telefoniert... man sich sieht ... oder es wahrscheinlich nie mehr dazu kommen wird.
Diese Beobachtung hat mir sehr zu denken gegeben und ich habe so ein bischen über mich selbst nachgedacht und folgendes notiert:

Bei Gelegenheit ...

werde ich die vielen Bilder malen
aber vorher – muss ich noch meine Farben sortieren
so den Nuancen entsprechend
von schrill bis zärtlich umschmeichelnd aufwärts

... sofern sie sich bietet
werde ich die Briefe schreiben
an all die tonlos gewordenen Freundschaften

mir ich liebe dich  - in ich liebe umfühlen

vielleicht zwischendurch
ein paar Einkäufe tätigen - Gelegenheitseinkäufe

und ganz bestimmt
das Leben so richtig aufsaugen

... wenn sich die Gelegenheit bietet

... nur - im Moment
kommt mir das Alles ganz ungelegen ...



Menschen die gestalten und ihre Kreativität zum Ausdruck bringen haben ja immer mit einem Träger zu tun - einem Ton-oder Wortträger ...

"... Gestern ist mir zum ersten Mal etwas bewusst geworden, dass sich mir zwar immer in seiner Entsetzlichkeit darbot, aber immer wieder meinen Gedanken entflohen ist - wahrscheinlich wollte ich es so! Was ich meine ist ---- Dieser Wahnsinn mit dem weissen Bogen Papier vor einem - dieses unendlich vernichtende Zögern - endlich anzusetzen ... Mut aufzubringen diese makellose Keuschheit zu zerstören. Herausarbeiten was in ihm steckt!- schreit es dann in mir. Sei ein Michelangelo - führe dich hinauf ... Noch verborgen, doch bald schon ---- mit kühnen Schwüngen zum Leben erweckt - begehrt es in mir auf.
Dumm nur, dass ich mich nicht trau ... Provizierend liegt es da vor mir, springt mich an mit seiner verblendenen Weisse... Welcher Teufel um Gottes Willen hat mich heute verführt... endlich Leben zu wollen ?"

... in diesem Sinne, wünsche ich Ihnen  - einen erfüllenden Abend ...

... füllen Sie die Blätter des Lebens - vertrauen Sie sich und fassen Sie Mut anderen wieder vertrauen zu können - damit wir alle wieder geborgen sein können mit unserer Verletzlichkeit, aufgehoben in dieser Welt die uns vorbehaltslos das Schönste geschenkt hat was wir jemals bekommen werden - unser eigenes Leben.


Danke